DNG statt RAW zum Platz sparen

Sollte man seine RAW-Aufnahmen beim Import auf den Rechner nach DNG konvertieren? Wo liegen die Vorteile?

Diese Frage wird mir tatsächlich recht häufig gestellt und eine richtig befriedigende Antwort kann ich bis heute nicht liefern. Warum ist das so?

Digitales Negativ

DNG - Dgital Negative - ist ein Format, dass von Adobe eingeführt wurde um, ähnlich wie mit PDF für den Druck, einen einheitlichen und verbindlichen Standard zur Speicherung von digitalen Negativen, den rohen Sensordaten zu etablieren. Die Idee ist gut, weil es Softwareentwicklern das Leben vereinfachen könnte. Statt hunderte verschiedener Formate lesen zu müssen könnte man sich auf eines beschränken. Tatsächlich hat sich das Format aber noch nicht auf breiter Fläche durchsetzen können. Kamerahersteller schreiben nach wie vor ihre eigenen RAW-Formate, vielleicht auch, um flexibler bei Neuentwicklungen zu sein ohne neue Parameter in ein vorgegebenes Korsett pressen zu müssen. Auf der anderen Seite sieht das DNG-Format auch wieder individuelle Erweiterungen vor, die dem Gedanken eines einheitlichen Formates entgegen wirken.

Dennoch, das Format ist vorhanden, wird weiterentwickelt, einige Kameras können es tatsächlich direkt schreiben und Programme wie Adobe Lightroom können es lesen und erzeugen. Beim Import nach Lightroom kann man seine Aufnahmen automatisch nach DNG konvertieren lassen. Und warum sollte man das tun wollen?

Platz sparen

Vom Gedanken eines zukunftssicheren Formates möchte ich nicht sprechen. RAW-Formate von alten Kameras werden sicher noch in vielen Jahren von den Programmen unterstützt. Da dürfte es derzeit keinen Grund geben zu konvertieren. Aber man könnte Platz auf der festplatte sparen.

Peter Marbaise hat es einfach mal ausprobiertund ein Foto in die verschiedenen Formate gebracht und verglichen. RAW vs. JPG vs. DNG vs. DNG. JPG lasse ich mal außen vor, dieses Format hat mir zu starke Datenverluste um für umfangreiche Bearbeitungen sinnvoll zu sein. Aber warum zwei mal DNG? Weil man DNG ohne und mit Verlusten speichern kann.

Verlustfrei wird das DNG zwar auch etwas kleiner als das RAW-Format des Herstellers - In Peters Fall ein Canon RAW mit ca. 26,5 MB wird zu einem DNG mit etwa 21,2 MB. Mal eben 5 MB gespart pro Foto, ohne Verluste. Nicht schlecht aber auch nichts, was mich zu einer längeren Diskussion hinreißen ließe.

Wählt man aber die verlustbehaftete Kompression des DNG-Formates wird es interessant. Aus Peters 26,5 MB RAW wird ein DNG mit gerade mal 9,5 MB. Das ist etwa ein Faktor von 2,8. Schaut man sich die Beispielaufnahme von Peter an, so fällt es einem schon schwer einen Verlust zu erkennen und selbst wenn man ihn in der 200% Ansicht erkennen würde, mal ehrlich, mir wäre das auch egal. Mich interessiert schon die 100% Ansicht kaum noch. Ich mache Bilder, Erinnerungen, Emotionen und keine Pixel :)

Also doch alles auf DNG konvertieren und kräftig Platz sparen?

Lohnt es sich?

Es ist schon erstaunlich, wie klein die verlustbehafteten DNG werden ohne wirklich sichtbar an Qualität zu verlieren. Derzeit bin ich immer beim Hersteller-RAW geblieben. Vor dem Hintergrund einer neuen Kamera mit höherer Auflösung kommt man aber schon ins Grübeln: 26 MB für eine Aufnahme werden bald 760 GB für eine Bibliothek mit 30.000 Fotos - oder nur 270 GB im DNG (mit nicht erkennbaren Verlusten). Im Hinblick auf Backups ist das schon ein Unterschied. 

Obgleich man auch wieder argumentieren kann: Die Bibliothek liegt ohnehin auf einer Platte mit 2 TB oder gar 4 TB oder auf einem noch größeren RAID. Ein Backup läuft auch auf Platte und für verteilte Backups braucht es eh mindestens zwei zusätzliche Platten. Bei mindestens 2 TB pro Platte reicht das so oder so dicke, selbst wenn es 60.000 Fotos werden. Interessanter kann das DNG-Format für Backups "in der Cloud" sein: Man spart Platz und damit Geld und die Übertragung läuft um den Faktor 2,8 schneller.